Content Marketing ist ein junges Feld, über dessen genaue Abgrenzungen und Ausgestaltungen sich selbst die gerade entstehende Szene in vielen Punkten uneins ist. Viele Ideen werden in die freie Wildbahn (sprich: die tatsächliche Wirtschaft) entlassen und sorgen dort für noch mehr Verunsicherung als die unübersichtliche Online-Marketing-Landschaft sowieso schon hervorruft.
Eine besondere Schieflage zwischen dem Stand der Diskussion innerhalb der Content-Marketing-Szene und den Unternehmen ist das Verhältnis zwischen Contentproduktion und Content Distribution. Die Content-Marketing-Szene hat mittlerweile verstanden, welch entscheidende Rolle die Content Distribution spielt – auch wenn gefühlt immer noch mehr über Ideenfindung, Formate und Erstellungsprozesse diskutiert wird. Wenn wir die beiden deutschen Vorzeigebücher zum Thema heranziehen, so kommen wir bei Miriam Löfflers Think Content! auf ca. 10 Seiten bei einem Gesamtumfang von ca. 600 Seiten und Klaus Eck/Doris Eichmeiers Die Content Revolution im Unternehmen kommt auf ähnlich viele Seiten bei insgesamt ca. 240 Seiten. Trotzdem scheint vielen doch mittlerweile klar, dass King Content eine bessere Hälfte benötigt. Ob die Content Distribution diese Rolle ausschließlich für sich beanspruchen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Leider ist diese Idee in den Köpfen vieler Marketer in den Unternehmen noch nicht angekommen. In den Marketingabteilungen spukt immer noch das Märchen vom guten Content, der aus sich selbst heraus wundervolle Ergebnisse für das Unternehmen erzielt. Es ist wie im Märchen vom Aschenputtel:. Wenn man nur feste arbeitet, erscheint eine Fee (oder man bekommt alternativ ein paar Zaubernüsse) und dann steht der allumfassenden Bewunderung nichts mehr im Wege. Die Idee vom Aschenputtel-Content sieht bildlich ungefähr so aus:
Das ist der Grund für sehr viel Frustration und tiefes Misstrauen in die Wirksamkeit von Content Marketing („Wir haben schon mal einen Blog aufgesetzt. Da is aber überhaupt nix passiert. Hat nur Geld verbrannt.“). Um diese Schieflage endlich auflösen zu können, muss man verstehen, wie dieses Verständnis von der Content-Marketing-Silberkugel entstehen kann. Was bringt Unternehmen dazu, das Thema Content Distribution oft so sträflich zu vernachlässigen und alle Kräfte in die Kreation zu stecken?